Programm
Dienstag, 30. April 2024, 18.30 Uhr – Alte Residenz, Residenzplatz
Freiheit
In Erinnerung an die Salzburger Bücherverbrennung der Nationalsozialisten vom 30. April 1938 auf dem Residenzplatz findet alljährlich eine besondere Veranstaltung statt – organisiert von der Initiative Freies Wort (Tomas Friedmann, Albert Lichtblau und Karl Müller) in Kooperation mit dem Salzburg Museum und vielen Partnerinstitutionen sowie mit Unterstützung der Kulturabteilungen von Stadt und Land Salzburg sowie des Kulturministeriums in Wien. Nach Themen wie Zivilcourage, Wahrheit, Widerstand etc. geht es 2024 um Freiheit.
Die Abendveranstaltung wird eröffnet mit dem Auftritt der Schauspielerin und Sängerin Anne Bennent und des blinden Akkordeonspielers und Komponisten Otto Lechner, die Texte mit Musik zum Thema vortragen. Anschließend diskutieren am Podium – moderiert vom Germanisten und Publizisten, Leiter des Literaturarchivs Salzburg und Co-Leiter der Rauriser Literaturtage Manfred Mittermayer – drei engagierte Frauen:
Radka Denemarková ist tschechische Schriftstellerin, Übersetzerin und Journalistin in Prag und spricht Deutsch. In ihrem preisgekrönten Werk setzt sie sich u.a. mit verdrängten Themen europäischer Geschichte, mit Antisemitismus und patriarchalen Strukturen auseinander. 2022 erschien ihr kritischer China-Roman „Stunden aus Blei“ (übersetzt von Eva Profousová), in dem es um demokratische Werte, um Menschenrechtsverletzungen und Widerstand geht. Wegen ihres Kontakts zu chinesischen Dissidenten wurde sie mit lebenslangem Aufenthaltsverbot belegt.
Lisz Hirn ist österreichische Philosophin, Autorin und Dozentin in Wien. Sie studierte Philosophie sowie Gesang (in Graz, Wien und Paris), forschte und unterrichtete u.a. in Indien, Nepal, Japan, Peru und Marokko. Sie ist Obfrau des Vereins für praxisnahe Philosophie, im Vorstand der Gesellschaft für angewandte Philosophie, arbeitet in der Jugend- und Erwachsenenbildung und beteiligt sich als Künstlerin an internationalen Kunstprojekten. Zahlreiche Publikationen über Humanismus, Macht, Medien und Politik, 2023 erschien ihr Buch „Der überschätzte Mensch“.
Gilda Sahebi ist deutsch-iranische Journalistin, Autorin, Ärztin und Politikwissenschaftlerin. Geboren im Iran lebt sie in Berlin, hat sich als Expertin für den Nahen Osten einen Namen gemacht und beschäftigt sich besonders mit Menschenrechten, Feminismus, Antisemitismus und Wissenschaft. 2022 wurde sie zur besten deutschen Politik-Journalistin gekürt. 2023 erschien ihr Buch „Unser Schwert ist die Liebe. Die feministische Revolte im Iran“, 2024 eine Analyse deutscher Debatten unter dem Titel „Wie wir uns Rassismus beibringen“.
Nach dem Gespräch wird um ca. 20.30 Uhr beim Mahnmal auf dem Residenzplatz die Rezitatorin Anne Bennent einen Text vortragen. Und am Ende erklingt das extra für diese Veranstaltung programmierte Glockenspiel vom Glockenspielturm mit dem Lied „Die Gedanken sind frei“ – ein Volkslied, das immer wieder als Ausdruck für Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit steht und die Weiße-Rose-Widerstandskämpferin Sophie Scholl ihrem wegen hitlerkritischen Äußerungen inhaftierten Vater abends vor der NS-Gefängnismauer auf der Blockflöte vorgespielt hat. Otto Lechner wird die Glockenspiel-Melodie musikalisch aufgreifen und in die Nacht tragen ….
Motto
Freiheit
Erinnerung an die Salzburger Bücherverbrennung 1938
Im Rahmen der alljährlichen Gedenkveranstaltung zur „Salzburger Bücherverbrennung 1938“ beschäftigt sich die „Initiative Freies Wort“ am Dienstag, dem 30. April 2024, in der Alten Residenz/Salzburg mit dem Thema „FREIHEIT“
In den letzten Jahren hatten wir die Themenschwerpunkte „Zivilcourage“, „Haltung“, „Wahrheit“ und „Widerstand“ gewählt. Die Bücherverbrennungen im Deutschen Reich ab 1933 und die Salzburger Bücherverbrennung 1938 auf dem Salzburger Residenzplatz sind Ausdruck der symbolischen Vernichtung eines freien kulturellen Lebens und Geistes im Zeichen des Ungeistes „deutschvölkischer und ‚arischer Freiheit‘“. Der Begriff wird auch gegenwärtig in einer Art und Weise missbraucht, dass mit der Einforderung der „Freiheit“ genau diese untergraben werden soll, etwa wenn die Rede von „illiberaler Demokratie“ ist. Der zynische Missbrauch des Begriffes soll autoritäre politische Verhaltensmuster legitimieren.
Humanistisch und kritisch orientierte Kunst und Kultur sind in autoritären Regimen aller Art immer auch bevorzugte Ziele von Zensur und Verfolgung. Autoritäre Herrschaftsformen sind damit beschäftigt, die individuelle Freiheit von Menschen zu beschränken, ihnen das Recht auf Freiheit, Sicherheit und Leben zu entziehen und auf diese Weise die Menschenrechte zu verletzen.
Es gilt, die falschen Zungenschläge und heuchlerischen Verwendungsweisen zu thematisieren sowie an die humanistische Dimension von verantwortungsbewusster Freiheit zu erinnern. „Wer sagt: hier herrscht Freiheit, der lügt, denn Freiheit herrscht nicht.“ (Erich Fried) Wo stehen wir heute? Der südafrikanische Politiker und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela äußerte sich zum Thema Freiheit wie folgt: „Frei zu sein bedeutet nicht nur, seine eigenen Fesseln zu lösen, sondern ein Leben zu führen, das auch die Freiheit anderer respektiert und fördert.“
Um die vielen Facetten von FREIHEIT zu reflektieren, werden geladene Gäste ihre Erfahrungen, Überlegungen und Positionen diskutieren.